Eiskoffer und Kühltaschen
Die bildhauerische Arbeit zur Performance entstand als Reflex auf die elektronische Tonwelt.
Eiskoffer und Kühltaschen ist keine Illustration der coolen Töne der Musik, sondern eine Untersuchung über den Transfer von Objekten in das System einer Aufführung.
Es handelt sich dabei um einen in seiner Produktion höchst aufwendigen und sehr fragilen Versuch, dessen Gelingen keineswegs sicher war. Ein Sprung mit dem kalten Wasser. Die Wahl der Objekte steht in engem Zusammenhang mit dem Anspruch von thilges3, für ihren Auftritt keine klassischen Spielstätten zu wählen, sondern möglichst gut frequentierte öffentliche Räume zu benutzen. Und analog der Einbettung von Musik in den akustischen Kontext Bahnhof spielt Claudia Märzendorfer mit den Bedingungen und Assoziationen dieser Umgebung. Der Bahnhof als transistorischer Bereich, eine Station auf dem Weg, nicht das Ziel, Menschen tauchen auf und verschwinden. Hier werden alltägliche Gegenstände platziert, in denen man idealtypische Verkörperungen des Ortes sehen kann. Dinge die man hier erwartet, Koffer und Taschen. Mit denen Erwartungen verbunden sind, Ortsveränderungen als Möglichkeit für Veränderung vielleicht, Musik lässt sich nicht greifen, sie dauert. Oder sind Endlosschleifen Gegenstände? Erst wenn der Zug verschwindet können wir ihn hören, außer wir fahren mit, aber damit kommen wir unserer Sehnsucht näher.
Claudia Märzendorfers Koffer und Kühltaschen entziehen sich der Dauer der musikalischen Performance. Sie schmelzen während der Aufführung, samt Inhalt.
Gegenstände auf Reisen, aufgeführte Objekte, Perfektes Verschwinden, Statische Bewegung. Viele Relationen werden wach, manches erklärt die Musik, aber nicht alles.
Reiner Zettl 2000