Banketjes

The enclosed images show variable clippings of the work in progress and will, when finished, show a set table with the dimensions of 1,5 x 4 metres. The plate is set together by lots of single objects, moulded with frozen ink and then arranged on the table.

What, in the Netherlands, was declaimed more or less descriptively as a type of still life or banquet despite a certain reflexive displacement in the allegory, should become a much stronger indicative character in Claudia Märzendorfer’s project „Banketjes“. There is hardly any other situation within a civilized society which is so strongly regimented than consuming food together. A number of devices with a class-specific grade of differentiation allows us to take up an adequate distance towards our respective needs in order to be regarded as socially acceptable. The company at table is an analogy to society and the articles on the table are the protagonists of a story line which can be followed by the observer.
Claudia Märzendorfer’s interest in moulding objects using a material which appears strange in this context is by all means affirmative with regards to the surprising glossiness and brilliance of their surfaces. The delight of presenting, of staging the special is, however, counteracted by the processual character of frozen material: it elapses.
On the contrary to the Dutch still life which, with regards to the permanent change of appearances of reality, wants to create hold points for reflexion, Claudia Märzendorfer ist trying to converge the devices and the object of reflexion which is permanently in flow. In successful moments of this venture, one may possibly perceive epical beauty.

Banketjes 2004 by Claudia Märzendorfer,
Banketjes

The enclosed images show variable clippings of the work in progress and will, when finished, show a set table with the dimensions of 1,5 x 4 metres. The plate is set together by lots of single objects, moulded with frozen ink and then arranged on the table.

What, in the Netherlands, was declaimed more or less descriptively as a type of still life or banquet despite a certain reflexive displacement in the allegory, should become a much stronger indicative character in Claudia Märzendorfer’s project „Banketjes“. There is hardly any other situation within a civilized society which is so strongly regimented than consuming food together. A number of devices with a class-specific grade of differentiation allows us to take up an adequate distance towards our respective needs in order to be regarded as socially acceptable. The company at table is an analogy to society and the articles on the table are the protagonists of a story line which can be followed by the observer.
Claudia Märzendorfer’s interest in moulding objects using a material which appears strange in this context is by all means affirmative with regards to the surprising glossiness and brilliance of their surfaces. The delight of presenting, of staging the special is, however, counteracted by the processual character of frozen material: it elapses.
On the contrary to the Dutch still life which, with regards to the permanent change of appearances of reality, wants to create hold points for reflexion, Claudia Märzendorfer ist trying to converge the devices and the object of reflexion which is permanently in flow. In successful moments of this venture, one may possibly perceive epical beauty.

Banketjes 2004 by Claudia Märzendorfer
__________________________________________________________________________________________

Bankett, ein Stillleben

Bankett bezieht sich allgemeinen auf jene Tradition der abendländischen Malerei, die in der Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit ihre Aufgabe sah und im Besonderen auf jenen historischen Moment, in dem sich dieses Vergnügen an der Materialität der Welt von der Bevormundung religiöser Bedeutung löste.

Im 17. Jahrhundert erreichte die durch den Fernhandel wohlhabend gewordene Schicht holländischer Kaufleute ihr kulturelles Selbstverständnis in der versachlichenden Darstellung all jener Dinge, die sich entweder als Besitz demonstrieren ließen oder dem Genuss dienten. Das Stillleben war die Feier des tatsächlich Vorhandenen durch die malerische Inszeniereung seiner Sinnlichkeit im Gewand alltäglichen Verfügens. Unterschiedslos ist in diesen Bildern die Zeit eingefroren: Objekten temporären Konsums scheint dieselbe Dauer zu eignen wie beständigen Besitz. Der Memento–Mori Hinweis, die Erinnerung an die Vergänglichkeit jeglicher physischer Erscheinung aber, der diese Bildgattung traditioneller Weise bestimmte, ist beide Male verdeckt durch den affirmativen Glanz der Oberflächen. Enzyklopädischer Hyperrealismus, der zu verschiedener Zeit blühende Blumen in einer Vase versammelt und narratives Nachspüren menschlicher Inbesitznahme am Tisch, das sind die vorherrschenden Strategien der Konstruktion eines Gegenstandsbezuges der vielleicht zum ersten Mal in der europäischen Geschichte von Überfluss geprägt ist.

Meine Absicht ist es hier, dieses Instrumentarium der gedeckten Tafel ganz bewußt mit gesellschaftskritischen Überlegungen in Beziehung zu setzen. Was mit dem Typus Stillleben und Bankett in den Niederlanden, trotz einer gewissen reflexiven Distanz in der Allegorie, doch mehr oder weniger beschreibend vorgetragen wurde soll in meinem Projekt Banketjes einen wesentlich stärker hinweisenden Charakter erhalten. Ich denke an eine gedeckte Tafel und wenn ich vorher den symbolischen Aspekt holländischer Stillleben erwähnte, so sind mein Tisch und die Gegenstände darauf noch viel offensichtlicher ein Arrangement aus Bedeutungen. Es gibt wohl kaum eine zweite Situation innerhalb einer Zivilisation, die so sehr reglemetiert ist wie der gemeinsame Konsum von Nahrungsmitteln. Eine Vielzahl von Gerätschaften mit einem schichtspezifischen Grad an Ausdifferenzierung setzt uns in die Lage, die jeweils angemessene Distanz zu unseren Bedürfnissen einzunehmen, um am Tisch als gesellschaftsfähig zu gelten. Die Tafelrunde ist eine Analogie zur Gesellschaft und die Gegenstände darauf sind die Protagonisten einer Handlung die vom Betrachter mitvollzogen wird. Das seit einiger Zeit die Materialität meiner Arbeiten bestimmende Eis, pbietet mir dafür eine Reihe von Ansatzpunkten. Mein Interesse am Abformen von Körpern in einem Befremden auslösenden Material steht durchaus affirmativ zum überraschenden Glanz der Oberfächen. Die Lust am Zurschaustellen des Besonderen wird jedoch vom prozeßhaften Charakter des Eingefrorenen konterkariert: es vergeht.

Es ist noch nicht ganz klar, ob alle Gegenstäne auf dem Tisch aus Eis geformt, mit der gleichen Geschwindigkeit ihre Form verlieren, oder ob, den widerstandsfähigen Objekten mit Eis die Dauer entzogen wird. Ganz im Gegensatz zum holländischen Stillleben, daß anbetracht des ständigen Wechsels der Erscheinungen in der Realität Haltepunkte für Reflexion schaffen will, versuche ich in diesem Projekt die Vorrichtung dem sich im andauernden Fluß befindlichen Gegenstand der Untersuchung anzunähern. Man kann in geglückten Momenten dieses Unterfangens vielleicht epische Schönheit erkennen.

Das beiliegende Bildmaterial zeigt einen variierbaren Ausschnitt des in Arbeit befindlichen Stilllebens und wird in vollendetem Maße einen gedeckten Tisch mit der Größe von etwa 1.5×4 Metern zeigen.  Die ganze Tafel ist aus vielen einzelnen inFormen gegossenen Stücken aus gefrorener Tinte hergestellt und hernach zusammengesetzt.
___________________________________________________________________________________________