…so groß wie…

Als Kind habe ich lange auf Tapeten schauen können. Wo ein Muster anfängt und wo es aufhört. Ich entdeckte dabei Formen, die auch andere Bilder sein hätten können. Das Spiel mit den Mustern habe ich in meiner Kindheit als Zählkrankheit überall fortgesetzt. Tagtäglich auf der Straße, dem Schulweg bei Asphaltabschnitten und Pflastersteinen, die man betreten durfte oder vermeiden musste!
Ich wusste, genau wie viele Stufen mein Haus hatte, zählte die Fliesen im Bad, wenn ich allabendlich in der Badewanne lag und in den wohnlichen Wellen schwamm. Die Augen suchten nach Rhythmen, die eine Logik oder auch mehrere verfolgen, die angebracht und richtig erscheinen. Dieses präzise Suchen nach Systemen ist für Kinder im Vordergrund des Denkens und prägt sie. Später, wenn sie größer werden nach Beendigung der Grundschule, dürfen diese auch wieder verändert werden. Dieses Umwerfen von Regeln, dieses in Frage stellen des zuerst zurecht gelegten, die Abstraktion der Dinge und ein Anerkennen, dass manches anders ist, als man es bislang kannte, lässt einen erwachsen werden.

Viel später, um die 2000er Jahre, blieb ich mit meinem Kind auf Spaziergängen lange bei Autos jener Marke stehen, die auf der Rückseite einen kleinen, laufenden Hasen * angebracht hatten. Kleine Käfer und Schnecken wurden aus unserer Perspektive gerettet, wenn wir sie auf dem Asphalt fanden und in die umliegenden Parks brachten. Wir waren für die Tierchen etwa so groß wie ein Wal neben einem Menschenkind. Wir haben aber nie überlegt, den laufenden Hasen, der nun eindeutig ein Bild war, in Parks der Umgebung zu tragen, schließlich war er einfach ein Bild; Die Kinder werden die Plastik verstehen, als Angebot zu abstrahieren. Sie werden Dinge sehen, die vielleicht etwas völlig anderes sind.

 

BESCHREIBUNG DES PROJEKTS, KÜNSTLERISCHE IDEE:

Ein Blauwalkind ist so groß wie die Grundschule Harlaching. Das Blauwalkind integriert sich in die Architektur des Gebäudes, um den Schacht und an der Schachtwand (1). Seine plastische Darstellung zieht sich über die Stockwerke des Gebäudes, dabei formt sich skulptural der Bauch des Wals im Bereich der Mensa und des Pausenhofs (2). Wie nach einem Sprung aus dem Wasser ist sein Blas am Glas des Allwetterplatzes zu sehen: Wassertropfen, die rund um oder an einer der Glaswände foliert sind (3). Er kann als Kunst am Bau an der Schule auch ein Symbol der Zeit sein, in der Wasser und Arten einen besonderen Stellenwert haben, wobei der Blauwal eine Art ist, die man schützen muss.
Ein Bild, das einen Wal in ganzer Größe zeigt, ist schwer auszumachen. Viele Ansichten zeigen wie bei der Darstellung des Kunst am Bau Vorschlags an der Schachtwand ein Stück des Rückens, der aus dem Wasser ragt oder den Blas beim Sprung aus dem Wasser. Der Blauwal ist bis zu 30 Elefanten groß, so groß wie tausend Menschen und größer als so mancher Dinosaurier. Er ist bis zu 200 Tonnen schwer und wiegt mehr als alle Kinder unserer Schule zusammen. Wenn er „singt“, ist seine Stimme lauter als ein Flugzeug beim Start, und er kann 80.000 Liter trinken. Er ist das größte Säugetier, sogar das größte Tier der Erde. Das Herz eines Wals ist so groß wie ein Auto mit einem Hasen *. Das Grundschulgebäude in Harlaching ist so hoch, wie ein Blauwalkind im Grundschulalter lange ist. Würden Blauwaleltern dicht hintereinander schwimmen, sind diese etwa so lange wie die Grundschule.

Von unten nach oben ist das Blauwalkind durchgängig über fünf Stockwerke der Schachtwand in den Stockwerkabschnitten an der Wand. Die Schüler:innen werden durch die Gliederung des Wals in Stockwerke im Untergeschoss eine blaugraue Flute (= Schwanzflosse des Blauwalkindes) sehen, die den Umrissen eines großen Vogels gleicht oder auch dem Schatten ausgespannter Flügel. Auf der anderen Seite, gegen Süden der Schachtwand im EG auf der plastischen weißen „Bauchseite“, werden sie vielleicht die Form eines Baumhauses im Speiseraum entdecken, das durch die Decke wächst. Möglicherweise werden sie aufgrund der Wellenstruktur der Oberfläche einen hellen Wasserfall darin erkennen, der von oben herunter zu kommen scheint. Jede der Wellen der Außenhaut erinnert an die Form eines Blauwals, der blaugrau am Rücken und mit seinen weißen Striemen an der Bauchseite in die Pausenhalle dringt. Die handgemachten Wellenteile sind wie Fliesen an den Wänden verlegt und weisen zarte, farbliche Nuancen auf. Die Musterstruktur gleicht der Zeichnung von Wasser und Wellen im Sand. Überall, wo Wasser ist, ist Leben auf unserem Planeten. Meist ist es blau und komplementär zur orangen Farbgestaltung der Schule. Von der Mensa bis zum Pausenhof wird man einen großen Bauch finden.
Seine Spantenkonstruktion aus Holz ist beplankt mit Rigips, auf der die Gussteile verlegt sind. Wale stoßen beim Atmen einen Blas aus (= Luft.-Wasserfontäne), welchen man über der „Wasseroberfläche“ sehen kann. In seiner Darstellung an der Schule auf dem Allwetterplatz ist dieser am Dach als Folie auf dem umzäunenden Glas angebracht.

CM 2023