Gruppenbild

Liszt hat eine gebrochene Nase,
Schönberg ist schwarz,
und die Ohren Beethovens sind taub wie Stein.

Da wir schon so lange warten, viele Konzertabende hier verbracht haben, das Kommen und Gehen
beobachtend, macht man mit uns ein Gruppenbild. Einmal abgestaubt werden und den Sockel verlassen, und durch die Säle getragen werden. Viele von uns haben sich nie persönlich kennengelernt, manche können einander auch nicht ausstehen, andere wiederum berufen sich auf einander. Die Konzertabende verbringen wir für gewöhnlich am Flur. Ticket hat man uns keines gegeben, ein Abonnement wäre sicherlich interessant, aber das Geld haben wir nicht. Naja, in der Branche gar nicht unüblich, vielleicht in nächster Zeit mal ein Stehplätzchen im Parkett …
„Wie heißt das heute? Eu..?“
„Wo bleibt Herr Beethoven?“
Er sollte im Foyer sein. Wahrscheinlich hat er von dem Termin nichts gehört. Wir werden bei der Aufstellung einen Platz für ihn freihalten, notfalls macht man, sollte er nicht kommen können,
eine Fotomontage. ….

Aufforderung an alle hier dauerhaft anwesenden Musiker des Wiener Konzerthauses:
Ein Lichtbild soll gemacht werden, das Komponistentreffen ist anberaumt
im Schubertsaal für Mai 2018.

Projektbeschreibung

Das Wiener Konzerthaus birgt in seinen Korridoren und Sälen eine unüberblickbare Anzahl von Musikerbüsten, darunter Liszt, Schönberg, Beethoven usf. Die Büsten sind sichtlich von unterschiedlichen Bildhauern und aus verschiedenen Zeiten. Ganz unabhängig von Form, Material und Größe, ist die Ausführung der Köpfe nicht mit dem Schaffen der Musiker gleichsetzbar.

Die Musiker zu einem Treffen zusammenzuführen ist ein Wagnis, das- stellt man sich ein reales Zusammentreffen jener großen Vertreter der Epochen vor, und blendet die Zeitebene dabei aus- Spannung durch seine Einzigartigkeit- wie das Ereignis einer seltenen Gestirnskonstellation – erzeugt.
Die Stille der Fotografie des Treffens lässt den Betrachter erahnen, welche Resonanz und Dissonanz hier unter den Abgebildeten herrschen mag, wäre das Bild kein Bild, könnte Bronze zu Stein sprechen.
Die gewöhnlicherweise an unterschiedlichen Orten im Konzerthaus- in einem vis-à-vis zu einer realen Körperhöhe- aufgestellten Komponistenskulpturen, werden für ein Gruppenportrait zusammengetragen, und im Schubertsaal fotografiert.